SIA-IAT: Tag 7 auf dem Trail. Lac Matane – Ruisseau Bascon

Lac Matane im Sonnenlicht
Shelter Lac Matane
Endlich frei ausschreiten…

Diese Etappe war – nun ja – ungewöhnlich in jeder Hinsicht. Der Rail wäre eigentlich über den Kamm und diverse Gipfel weitergegangen – ich hab nach ausgiebigem Kartenstudium und Etappenrechnerei aber entschieden, ein Stück auf der Schotterstraße Route 1 zu laufen und dann entweder bei Lac Beaulieu oder Petit Sault wieder auf den Trail zu stoßen. Das hatte einmal zeitliche Gründe – mein ursprünglicher Etappenplan ist bei den Wegeverhältnissen nicht zu halten – aber ich wollte auch endlich mal ein paar Kilometer richtig zügig und unter offenem Himmel marschieren. Bis auf die Gipfel ist die Landschaft ja dieselbe…
Zwischenbemerkung: Das war einer der Punkte, an denen sich die “topographischen” Karten des SIA als schlechter Witz erwiesen: 1:100.000, der Trail noch brauchbar abgebildet, aber abseits des Trails sind selbst etwas größere Zufahrtsstraßen etc nicht wirklich abgebildet. Unbrauchbar.

Trail Love
Trail Love
Ruisseau Bascon

Und was soll ich sagen – das wirklich zügige Marschieren bei schönem Wetter, mit Blick auf Himmel und Berge, machte schon auch Spaß. Hab ich durchaus genossen. Die ersten 10km waren weg wie nix… Irgendwann kam mir ein Pick-up von SEPAQ (quebecische Nationalparkverwaltung) entgegen, der etwas ältere Fahrer hielt an und fragte mich, ob alles oK sei und wohin ich wolle… Er meinte, er käme 2, 3 Stunden später zurück, wenn ich dann noch auf der Straße unterwegs sei, könne er mich gerne ein Stück mitnehmen. Fand ich nett. Weitermarschiert – und siehe, irgendwann kam er tatsächlich zurück und lies mich einsteigen. Er stellte sich in gebrochenem Englisch als Jaques vor, war Bergführer in der Chic-Choc-Lodge nicht weitab vom Trail. Haben uns super unterhalten, er hat mir viel Interessantes über das Gebiet, die Lodge, Bären usw. erzählt. Eine Sache hat mich berührt: Stellenweise sind hier große Areale Nadelwald braun und am Vertrocknen – das ist irgendein Schadinsekt, das zyklich alle 15 Jahre auftritt und dann ganze Flächen befällt – die Bäume sterben alle ab und fallen dann den nächsten Stürmen zum Opfer. Wenn man es weiß, sieht man es auch sehr genau – und ist beeindruckt ob des Ausmaßes.

Bären-Lift. Das Huel ist dort geblieben.

Jedenfalls bietet er mir dann an, mich mit zur Lodge zu nehmen, von dort aus seien es nur ca 2h bis zur nächsten Biwakstelle Ruisseau Bascon. Da wir grad so angeregt im Gespräch waren, fand ich das recht gut….

Die Lodge ist vor allem im Winter sehr populär, aber wohl ziemlich teuer. Derzeit noch nicht geöffnet, die Saison beginnt erst in einer Woche… Irgendwann kommen wir an der Lodge an – und das ist schon ein beeindruckend hübscher Bau in schönster Landschaft. Beim Aussteigen fragt Jaques, ob ich nicht noch eine Suppe haben möchte – aber gerne doch! Aus der Suppe ist dann ein Drei-Gang-Menü geworden, mit sehr netten Gesprächen mit Mitarbeitern der Lodge… Herrlich. Nach all den Tütensuppen schmeckt Lachs ganz köstlich 🙂
Zum Abschied fährt mich Jaques dann noch zu einem Wanderpfad, auf dem ich komfortabler zum Shelter komme als auf dem eigentlichen Trail.

Das Shelter war dann in 2 Stunden auch komfortabel erreicht – ein Zelt stand da, die Bewohner aber ausgeflogen. Waschen im Bach, Schlafstatt im Shelter herrichten, Landschaft genießen, lesen…

Hübsch: Im Shelter hat eine Wanderin einen Briefumschlag mit “Trail Love” und ein paar etwas gefühligen Sprüchen hinterlassen… Hat mich seltsam berührt.
Frugales Abendbrot (das Lachsmenü hält noch vor…) – dann erstmals Lebensmittel, Kosmetik und Kochgeschirr an der dort vorhandenen Bärenleine (Jaques hat nachdrücklich dazu geraten) gesichert. Abends kamen die Zeltbewohner – ein jüngeres Paar aus Quebec, die hier 2, 3 Tageswanderungen machen. Nette Gespräche – ich erfahr alles über deer flies und die vergebliche Liebesmüh, hier mit einer Rogers-SIM Netz zu bekommen…
Alles in allem – ein schöner Tag, auch wenn ich paar Gipfel übersprungen habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*